In der an Aphorismen, Metaphern und Phrasen nicht gerade armen Sprache des Sports, gibt es den weit verbreiteten Spruch, wonach Erfahrung durch nichts zu ersetzen und – auch das ist so eine Redensart – im Grunde genommen von unschätzbarem Wert sei. So gesehen ist Gerhard Kleppinger, der Co-Trainer des SV Sandhausen, ein ziemlich wertvoller Mann. Kleppinger, 1958 in Ober-Ramstadt geboren, bringt es in seiner Karriere als aktiver Profifußballspieler auf weit über 500 Partien in der Ersten und Zweiten Bundesliga. Namhafte Vereine wie Borussia Dortmund, Schalke 04 und Hannover 96 stehen in seiner Vita. Seit Mitte der 90er Jahre ist Kleppinger Trainer, es ist ein fließender Übergang. Er kennt das Geschäft seit Jahrzehnten, vermutlich gibt es nicht viel, was er noch nicht gesehen, nicht gehört, nicht erlebt hat. Ein Gespräch über Klappmesser, Science-Fiction und den neuen Wellness-Bereich von Partner und Saunahersteller Röger.
Lieber Abwehrschlachten oder Offensivspektakel?
Beides und zwar in einem gesunden Verhältnis.
Lieber Trainingsjacke oder Sakko?
Trainingsjacke.
Lieber lange Leine oder kurze?
Die Mischung muss stimmen.
Lieber Trainer oder Spieler?
Spieler zu sein war einfacher.
Lieber 1970er-Fußball oder 2010er?
Beides hat seinen Reiz. Der Fußball früher war zum Beispiel viel mehr auf Manndeckung fokussiert, heute wird mehr im Raum verteidigt.
Wenn die Körperhaltung eines Menschen im Gespräch viel über seinen Gemütszustand aussagt, dann ist Gerhard Kleppinger in diesem Moment die Ruhe selbst. Es ist später Mittag, für gewöhnlich ist das die Zeit, in der er zwischen zwei Trainingseinheiten laufen geht. Er braucht das. Tag für Tag. Es ist wie ein Ritual, „es ist richtig“, sagt Kleppinger, „weil ich meinem Körper etwas Gutes tue“, und „es ist wichtig, weil es auch dem Kopf gut tut“. Er läuft los, das Stadion verschwindet in seinem Rücken und für diesen Moment auch der Fußball, um den sich rund um das Stadion jedes Gespräch und jeder Gedanke dreht. Laufen und anschließend in die Sauna gehen, es sind diese Momente am Tag, in denen Kleppinger entspannt, abschaltet, loslässt und regeneriert. Ihm gelingt das oft, aber nicht immer. Doch selbst wenn ihn der Fußball bis in die Sauna begleitet – „so stimmt wenigstens die Atmosphäre, um in Ruhe über ein paar Dinge nachdenken zu können“.
Auf was in der neuen Badelandschaft von Saunahersteller Röger – mit finnischer Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine – möchten Sie auf keinen Fall mehr verzichten?
Das Tepidarium ist ganz klar mein Favorit.
Jemals gedacht, dass Sie plötzlich so viel Zeit in der Sauna verbringen würden?
Ich habe schon immer viel sauniert, schon als Spieler. Für mich ist das keine große Umstellung.
Dass sich das Klima in einem Tepidarium individuell regeln lässt, kannten Sie das vorher?
Nein, aber ich empfinde das Klima als sehr angenehm. Ich habe sofort gemerkt, dass es mir gut tut. Seitdem bin ich schon sehr auf diese Badeform festgelegt.
Gibt es etwas Besseres, um Erkältungen vorzubeugen, als ein Kräuter-Kurbad im Tepidarium?
Ich habe schon zu meiner aktiven Karriere gemerkt, dass ich durch regelmäßige Saunagänge im Winter eigentlich fast nie angeschlagen war und von Erkältungen verschont geblieben bin. Ich kann das nur empfehlen.
Woran merken Sie, dass Sie sich in der Sauna richtig gut entspannen?
Ich kann abschalten, zur Ruhe kommen. Zu spüren, wie sich der Körper erholt, das ist schon etwas sehr saunaspezifisches.
Es gibt Sätze in einem Gespräch, die bleiben einem noch lange in Erinnerung. Kleppingers Satz lautet so: „Ich wäre als Cheftrainer froh gewesen, wenn ich mich als Co-Trainer gehabt hätte.“ Man mag das für ziemlich selbstbewusst, von sich selbst überzeugt, vielleicht an der Grenze zur Überheblichkeit halten, dabei ist es nur offen und ehrlich. Kleppinger nimmt kein Blatt vor den Mund, scheut sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen, sagt seine Meinung nach innen und nach außen. Co-Trainer zu sein, bedeutet für ihn nicht, „zu allem Ja und Amen zu sagen, denn das hilft einem Cheftrainer auch nicht weiter“. Er vertritt seine eigene Meinung, seine Sicht der Dinge. Er steht nicht so sehr im Rampenlicht, er muss nicht so sehr das haben, was er einen Tunnelblick nennt. Es hilft manchmal, um alternative Lösungsansätze besser zu erkennen und zu benennen. Um kontrovers, aber konstruktiv zu diskutieren. „Und am Ende entscheidet ohnehin der Chef.“
Schon mal ein verrückteres Spiel erlebt, als damals mit Uerdingen gegen Nürnberg, als Sie das 1:1 schossen, das 1:2 per Eigentor und dann das 3:2?
Ich kann mich noch gut an ein Pokalspiel mit Hannover 96 gegen Werder Bremen erinnern. 5:5 ging das aus. Das war auch nicht schlecht. Oder der Sieg mit Schalke im Derby gegen den BVB. Wir haben 2:1 gewonnen und ich habe beide Tore geschossen.
Wann haben die Leute eigentlich aufgehört, Ihnen nachzutragen, dass Sie von Schalke nach Dortmund gewechselt sind?
Ich hatte deshalb eigentlich überhaupt keinen Stress. Ich habe nur damals den Fehler gemacht, mich noch während der Saison im BVB-Trikot ablichten zu lassen. Das kam dann nicht so gut an.
Was ist noch einmal ein Feierabendfußballer?
Wir hatten damals bei Darmstadt 98 in der Zweiten Liga keine Vollprofis. Wir haben alle in unseren regulären Berufen gearbeitet, ich zum Beispiel als Versicherungskaufmann. Wir haben meistens nur einmal nachmittags trainiert. Zum Glück hatte ich einen Chef, der ein großer 98er-Fan war.
Ist Hütchenaufsteller die schlimmste Beleidigung für einen Co-Trainer?
Mich trifft das nicht. Ich stelle ganz gerne Hütchen auf. Es gehört eben dazu. Und ich habe schon viele Cheftrainer gesehen, die auch Hütchen aufstellen.
Ihr Spitzname als aktiver Profi?
Kleppo.
Als Gerhard Kleppinger Mitte der 70er Jahre in Darmstadt Fußballprofi wurde, gehörten regelmäßige Saunagänge bereits zum Trainingsalltag. Und es brauchte nicht lange, um auch Kleppinger zu überzeugen. Überreden musste ihn dazu niemand, er habe sofort gemerkt, „wie gut mir das tut“. Seitdem hat Kleppinger in den Saunen seiner vielen Bundesligastationen Generationen von Spielern kommen und gehen sehen. Der Fußball veränderte sich, taktisch wie technisch, und von Jahr zu Jahr wurden die Saunen moderner, hochwertiger, flexibler, variabler und exklusiver. Nur seine Familie, seine Frau, der Sohn, konnte Kleppinger noch nicht vollends begeistern. Im Keller seines Hauses ist alles für eine Sauna geplant, alle Anschlüsse sind vorhanden. Er werde weiter Überzeugungsarbeit leisten, sagt er, weil er später in seiner eigenen Sauna nicht alleine sitzen will. Er bleibt da zuversichtlich.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
In Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Reden.
Sitzen oder liegen?
Meistens sitzen.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Gemischt.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
Seit Sie die Infrarotkabine nutzen: Was waren noch einmal Rückenschmerzen?
Ich habe zum Glück keine Probleme mit dem Rücken. Aber ich habe gehört, dass Infrarot hier sehr hilfreich sein soll.
Ihr Kommentar, wenn Ihnen vor 40 Jahren jemand erzählt hätte, dass in Zukunft in einer Infrarotkabine die Wärmeintensität mit Hilfe von Temperatursensoren vollautomatisch und an die Hauttemperatur angepasst, geregelt wird?
Ich hätte gefragt, ob derjenige zu viele Folgen von Raumschiff Enterprise gesehen hat.
Bessere Durchblutung gleich bessere Versorgung der Muskeln. Klingt logisch, oder?
So ist es. Ich gehe viel laufen und danach in die Sauna. Man regeneriert so einfach schneller.
So ein Warmluftbad, ist das eine echte Alternative zur klassischen finnischen Sauna?
Unbedingt. Man kann dort länger sitzen, also auch länger entspannen.
Schon einmal von der Saunaregel gehört: „Gut ist, was dem Körper gut tut“?
Ist das nicht eine allgemein gültige Regel? Auf jeden Fall trifft sie unbedingt zu.
Die vergangene Saison, die durch die späte Rettung doch noch ein glückliches Ende nahm, sie hat dem ganzen Trainerteam, den Betreuern und Helfern einiges abverlangt. Sie hat diesen Verein aber auch zusammengeschweißt. Die Ruhe, mit der alle Beteiligten in Sandhausen arbeiten, sie ist allgegenwärtig. Ebenso der Glaube an die eigene Stärke. „Wir haben ein gutes Team“, sagt Kleppinger, eines, das in der Breite gut aufgestellt sei und zudem sinnvoll und gut verstärkt wurde. Er, der schon so viele Mannschaften hat siegen und verlieren sehen, muss es wissen. Überhaupt, sagt Kleppinger, habe der ganze Verein im Sommer einen Schritt nach vorne gemacht. Es sind nicht nur die Ergebnisse an den Wochenenden. Man muss nur in den Kabinentrakt gehen, den Wellness-Bereich von Röger, Experte für Saunabau, sehen, um den Fortschritt zu erkennen.
Wenn Sie und Trainer Alois Schwartz „Good Cop – Bad Cop“ spielen, wer ist dann der Gute?
Das haben wir eigentlich noch nie gespielt. Außerdem würde das das Team auch schnell durchschauen.
Welche Trainingsmethode von früher ist Ihnen heute ein klein wenig unangenehm?
Drei mal fünfzig Klappmesser.
Ihr Lieblingsspruch, um Spieler nach einer Niederlage wieder aufzurichten?
Abhaken und weitermachen.
Warum ist der Trainer eigentlich das viel zitierte schwächste Glied in der Kette?
Weil es immer einfacher ist, den Trainer zu entlassen, als sich von vier oder fünf Spielern zu trennen.
Wie schwer ist es, an der Seitenlinie die Ruhe zu bewahren?
Das kommt immer auf die Situation an. Darauf, wie sehr man unter Druck steht, wie gerecht oder ungerecht man einzelne Schiedsrichterentscheidungen empfindet oder wie unnötig die Fehlerquote auf dem Platz ist.
Und was ist dieser Gerhard Kleppinger für seine Spieler nun? Trainer? Vaterfigur? Kumpel? Zuallererst natürlich Trainer, sagt er. Autorität, Respekt, das sei ebenso wichtig wie Professionalität und Gewissenhaftigkeit. Natürlich könne er weder Vater noch bester Kumpel sein, aber vielleicht ist er in gewisser Weise doch zumindest von beidem ein bisschen. „Ich stehe schon ein wenig bei der Mannschaft“, sagt er. Siezen lässt er sich von seinen Spielern nicht, er ist das Bindeglied zwischen Alois Schwartz und der Mannschaft. Eine Rolle, die ihm, dem ehemaligen Profi und Cheftrainer, wie auf den Leib geschneidert ist. Er hat diese Erfahrung. Sie ist durch nichts zu ersetzen und von unschätzbarem Wert.
Was würden Sie den Spielern in der Sauna verbieten?
Backgammon zu spielen.
Erzählen Sie eigentlich viele Anekdoten, wenn Sie in der Sauna sitzen?
Nein, eigentlich nicht.
Gehen die Spieler in der Sauna anders mit Ihnen um, als auf dem Trainingsplatz?
Ich denke nicht. Verstellen kann sich auch ohnehin niemand.
Schon mal nach einem Spiel in der Sauna daran gedacht, nichts mehr mit Fußball am Hut haben zu wollen?
Es gab mal eine Zeit, in der ich eigentlich ganz vom Fußball weg wollte. Ich war so 36 und hatte mir damals eine schwere Meniskusverletzung zugezogen, die einzige schwere Verletzung meiner Karriere. Ich habe immer mit Schmerzen gespielt und hatte einfach keine Lust mehr.
Kenne Kleppo persöhnlich.War ein klasse Kicker.IS IMMER DE GERHARD GEBLIEBEN.FEINER MENSCH
GRUSS BRUNO WEBER