Die französische Kleinstadt Wissembourg liegt nur einen kurzen Spaziergang von der Grenze zu Deutschland entfernt, hier noch das Elsass, dort schon die Pfalz. Wer in dieser Gegend aufwächst, erlebt beide Kulturen – und lernt mit beiden Kulturen zu leben. Vielleicht ist das ein Grund, warum es David Ulm, 1984 in Wissembourg geboren, nach Stationen als Fußballer in Straßburg und beim FC Mulhouse, irgendwann ins Nachbarland zog. Siegen. Frankfurt. Offenbach. Sandhausen. Auf die kulturellen Unterschiede angesprochen, sagt Ulm, der es schließlich wissen muss, die Menschen hier seien offener, lockerer, entspannter. Alles sei ein wenig unaufgeregter, ein wenig uneiteler, unkomplizierter, wobei dieser David Ulm tatsächlich nicht von Frankreich, sondern von seiner zweiten Heimat Deutschland spricht. Ein Gespräch über Hitze, Handtücher und den neuen Wellness-Bereich von Partner und Saunahersteller Röger.
Als Figur in einer Computersimulation, wie würden Sie sich da bewerten, wobei 0 ziemlich schlecht und 10 ziemlich gut ist. Zum Beispiel Ausdauer:
8.
Schnelligkeit:
7.
Zweikämpfe:
7.
Schuss:
7.
Kopfball:
7.
Es ist eine gesunde Mischung aus Selbstbewusstsein, aber auch Selbstkritik, die aus dieser Einschätzung spricht. Aus Selbstvertrauen, aber auch Selbstzweifel. Von David Ulm, lange Stürmer, jetzt mehr Spielmacher, kreativer Regisseur, Mann für die außergewöhnlichen Momente, wird in seiner Rolle immer mehr erwartet, immer etwas Besonderes. Eine besondere Idee. Ein besonderer Pass. Ein besonderes Tor. Wenn es ihm gelingt, den Erwartungen, vor allem den eigenen, gerecht zu werden, sieht alles, was Ulm in einem Spiel macht, spielerisch und leicht aus. Gelingt es ihm nicht, wird es schwer. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Es wird gelobt. Es wird getadelt. Es wir gejubelt. Es wird gehadert. Es wird gefeiert. Es wird gespottet. Es wird manchmal extrem. „Man muss lernen, mit diesem Druck umzugehen“, sagt Ulm. Man muss einen Weg finden.
Wie sah eigentlich Ihr Saunaleben aus, bevor Röger in der Kabine im Sommer den Wellness-Bereich mit Finnischer Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine aufgebaut hat?
Wir sind ab und zu in das örtliche Fitnessstudio gegangen und haben dort die Sauna genutzt. Jetzt haben wir natürlich ganz andere Möglichkeiten. Das ist alles sehr professionell. Ich würde sagen, wir sind mittlerweile perfekt ausgestattet.
Und wie erholen Sie sich in der Sauna nun am besten?
Ich weiß, was ich an einem traditionellen Saunagang habe. Zehn Minuten in der Hitze schwitzen, dann kalt abduschen. Ich mache das am Tag nach einem Spiel schon immer so und mir tut das sehr gut.
Gerücht oder Tatsache, dass Infrarotbaden als Regenerationsmöglichkeit eine ziemlich gute Sache ist?
Tatsache.
Gut zu wissen, dass es bei der Nutzung der Infrarotkabine kein Richtig oder Falsch gibt?
Natürlich.
Wie wichtig ist eigentlich das Thema Gesundheitsprofilaxe für Profifußballer?
Gerade jetzt, wenn es nass und kalt ist, muss man schon ganz genau auf sich und seinen Körper achten. Verletzungen können im Training oder im Spiel immer passieren, egal, wie gut man sich dagegen zu schützen versucht. Aber man kann relativ gut einer Erkältung vorbeugen.
Als David Ulm 2010 von den Offenbacher Kickers zum SV Sandhausen wechselt, ist es vor allem ein Wechsel mit Perspektive. Der damalige Drittligist galt in Expertenkreisen als zukünftiger Zweitligist. Man habe das vielleicht nicht auf den ersten Blick gesehen, sagt Ulm, aber gehört, wann immer man mit den Verantwortlichen gesprochen habe, gespürt, weil sie den Worten auch Taten folgen ließen. Für David Ulm ist es aus vielerlei Hinsicht der richtige Wechsel. Sportlich, weil die Mannschaft den Erwartungen mit dem Aufstieg mehr als gerecht wird. Weil er miterlebt, wie sich der Verein entwickelt, wächst. Und privat, weil seine Familie sich nach dem vierten Wechsel in vier Jahren sehr wohl fühlt. „Wenn man über so eine Zeit ein Teil einer solchen Entwicklung ist“, sagt Ulm, „identifiziert man sich vielleicht noch mehr mit einem Verein.“
Was ist eigentlich typisch Sandhausen?
Es ist alles sehr familiär hier. Man fühlt sich hier sehr aufgehoben. Manchmal habe ich das Gefühl, hier kennt jeder jeden. Die Leute sind sehr freundlich. Es gab noch nie irgendwelche Probleme und das lernt man mit der Zeit sehr zu schätzen.
Schon mal geschafft, einen Schiedsrichter davon zu überzeugen, seine Entscheidung zurückzunehmen?
Ich glaube, das ist fast unmöglich. Aber es gab schon Spiele, da habe ich in der ersten Halbzeit eine Gelbe Karte bekommen, weil ich mich zu sehr beschwert hatte. Dann habe ich mich in der Halbzeit beim Schiedsrichter entschuldigt und bei einem Foul in der zweiten Halbzeit nicht gleich Gelb-Rot gesehen. Das hilft schon.
Wie schafft man denn jetzt den Klassenerhalt? Mit 70 Toren oder 20 Gegentoren?
Mit nur 20 Gegentoren. Wenn man in der Defensive gut steht, sollte man immer in der Lage sein, irgendwann ein Tor zu schießen. Man muss manchmal nur die Geduld haben und daran glauben. Ein 1:0 würde ja schon reichen.
Können Sie sich erklären, warum Sandhausen in der Liga noch immer unterschätzt wird?
Wir sind erst durch die Duisburger Insolvenz in der Liga geblieben. Das singen die Fans unserer Gegner an jedem Wochenende, dieses „Ohne Duisburg, wäret ihr gar nicht hier“. Sandhausen ist eben ein kleiner Verein im Vergleich zu Klubs wie Köln oder Kaiserslautern oder auch Karlsruhe. Und genau so werden wir auch wahrgenommen.
Bei welchem Verein würden Sie auch ohne Bezahlung in der ersten Mannschaft spielen?
Ich habe Familie, ich muss Geld verdienen. Aber wenn ich ausgesorgt hätte, wären die Bayern oder Barcelona ein Traum. Wenn ich da dann mitspielen dürfte, würde ich auf das Geld verzichten.
Der schönste Moment in einer Sauna? Für David Ulm, der es von seiner ersten Station im Fußball an gewohnt ist, regelmäßige Saunagänge in eine Trainingswoche zu integrieren, sie koordiniert, kontrolliert und deshalb effektiv zu nutzen, ist es der Moment nach einem Sieg. Ein intensiver Moment. Ein Moment, den er jedes Mal in vollen Zügen genießt. Aus Anspannung wird Entspannung. Aus Aktion wird Regeneration. Aus Beschleunigung wird Entschleunigung. Ein frischer Aufguss. Die frischen Erinnerungen an das vergangene Spiel. Frischer Wind für die kommenden Wochen.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
In Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Reden, aber nicht zu viel.
Sitzen oder liegen?
Sitzen.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Das ist mir egal.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
So sensibel der menschliche Organismus auf unterschiedliche Klimaausprägungen reagiert, so individuell soll sich auch das Klima in der Sauna regeln lassen. Gibt es von Ihrer Seite irgendetwas an diesem Satz auszusetzen?
Nein. Genau so ist es. Und dabei ist es ganz egal, ob man nun Profisportler ist oder nicht. Jeder kennt seinen Körper am besten. Jeder weiß am besten, was ihm gut tut.
Hätten Sie gedacht, wie facettenreich so ein Tepidarium sein kann?
Das ist schon eine spannende Sache. Ich bekomme natürlich mit, wie viel meine Mitspieler da ausprobieren. Wobei ich persönlich eher der Typ bin, der weiß, was er an der klassischen Finnischen Sauna hat. Ich mag die Hitze.
Mal eine Frage für Saunaexperten: Lieber getaktete oder geregelte Luftfeuchtigkeit?Mir ist ein konstantes Klima am liebsten.
Was ist Ihnen eigentlich schon für einen Sitzplatz im neuen Loungebereich, den Saunahersteller Röger mit in die Saunalandschaft integriert hat, geboten worden?
Mir gefällt das Gesamtkonzept. Das ist schon super gemacht. Und man muss mittlerweile wirklich früh da sein, sonst bekommt man tatsächlich keinen Platz mehr.
Und die Deutschen fangen schon an, mit ihren Handtüchern die besten Plätze zu reservieren?
Zum Glück nicht.
Ehrlichkeit, sagt David Ulm irgendwann in diesem Gespräch, vor allem Ehrlichkeit sei ihm wichtig. Wer seine Karriere verfolgt hat, der weiß, dass so ein Fußballerleben, das auf den ersten Blick oft so unbeschwert, so unbekümmert und ungetrübt wirkt, auf den zweiten Blick genau so unfreundlich, unbequem und unliebsam sein kann. Er hat das selbst erlebt, wie schnell sich Meinungen ändern und Stimmungen schwanken können. Wie auf Spiele, in denen sich Ulm aufdrängte, in denen er überzeugte, Spiele folgten, in denen er an diese Leistungen nicht anknüpfen konnte und wie diese Spiele über den weiteren Verlauf seiner Karriere entschieden. Wie sehr das dann selbst einen Spieler beschäftigt, der sich als einen freundlichen, gelassenen Menschen beschreibt, ist vermutlich schwer zu verstehen. Ruhe sei wichtig, sagt Ulm. Erholung. Abstand.
Ihre liebste Journalistenfrage nach einem Spiel?
Ich finde es generell manchmal nicht einfach, direkt nach dem Abpfiff auf bestimmte Fragen die richtige Antwort finden zu müssen.
Wann merkt man in einem Spiel eigentlich, dass man in 100 Jahren kein Tor mehr schießt?
Diese Spiele gibt es hin und wieder. Wie soll man das erklären? Man dominiert einen Gegner, man hat Chancen, aber der Ball will nicht rein. Wir hatten das gegen Bochum so, aber zum Glück hat Nicki Adler uns für den Aufwand noch belohnt.
Die ultimative Demütigung in einem Spiel?
Wenn im Anschluss an einen unnötigen Fehler ein Tor fällt.
Das größte Kompliment, das man Ihnen als Fußballer jemals gemacht hat?
Du bist ein überragender Techniker.
Ihr ganz persönliches Saisonziel?
Ich finde das schwer, so etwas von unserem gemeinsamen Ziel zu trennen. Ich will den Klassenerhalt schaffen. Ich will meine Leistung abrufen, Stammspieler bleiben, noch ein paar Tore mehr schießen und der Mannschaft damit helfen.
So eine Karriere im Profifußball ist ein ständiger Lernprozess. Ein Anpassungsprozess. Vor allem aber, sagt Ulm, wird sie maßgeblich von jenem Augenblick beeinflusst, in dem ein Spieler begreift, was es braucht, um das Optimale aus seinen Möglichkeiten zu machen. Dieser Beruf ist ein Traum, wenn man ihn nicht als Selbstverständlichkeit versteht. Aber er kann zu einem Albtraum werden, wenn man den Dingen einfach ihren Lauf lässt. Profi zu sein, sagt Ulm, bedeutet sich professionell zu verhalten. Konsequent. Korrekt. Das fängt bei Ernährungsfragen an und hört nicht dabei auf, sich gewissenhaft von Physiotherapeuten und Medizinern die richtige und zielgerichtete Nutzung einer Sauna, eines Tepidariums oder einer Infrarotkabine erklären zu lassen.
Welcher Ihrer Mitspieler wohnt mittlerweile praktisch in der Sauna?
Simon Tüting. Daniel Ischdonat auf jeden Fall. Und Marvin Knoll.
Schätzen Sie mal: Für wie viele Punkte war der neue Wellness-Bereich von Röger in dieser Saison schon gut?
Für so viele, wie wir derzeit auf dem Konto haben. Bei vielen Vereinen war dieses Paket, das wir jetzt von Röger haben, bereits Standard. Und es hilft uns ganz bestimmt, noch ein paar Prozent mehr an Leistung abrufen zu können, was sich dann auch in den Ergebnissen widerspiegelt.
Wie könnte man etwas mehr französische Lebensqualität in den Wellness-Bereich bringen?
Vielleicht ein Gläschen Rotwein nach einem Sieg. Aber auf keinen Fall in der Sauna, sondern in der Lounge.
Die kurioseste Wette, die bislang im neuen Loungebereich abgeschlossen wurde?
An eine Wette erinnere ich mich nicht. Aber ich habe mit Ranislav Jovanovic, nachdem er vor einem Spiel eine Spritze gegen seine Schmerzen im Fuß bekommen hat, einen Torjubel abgemacht, falls er trifft. Und dann ist er nach dem Tor zu mir gelaufen, und wir haben simuliert, wie ich ihm erneut die Spritze gebe.