Mit Träumen ist das so eine Sache. Träume sind faszinierende, abstrakte, intensive und doch zuallererst ziemlich komplexe Gebilde. Man kann Träume nach streng wissenschaftlichen Kriterien definieren. Man kann Träume auf alle Arten und Weisen deuten. Man kann sich an Träume erinnern oder auch nicht. Man kann Tagträume haben und Albträume. Man kann Träume mit der Realität vermischen. Man kann in Träumen ein Problem suchen oder eine Lösung finden. Man kann vor Träumen Angst haben oder sie als Antrieb verstehen. Man kann sich Träume erfüllen. Von dem griechischen Philosophen Platon stammt der Satz: „Vielleicht ist das, was wir Leben nennen, ein Traum und das, was wir Traum nennen, das Leben.“ Vielleicht trifft es das in diesem Fall am besten.
Der Traum der Mountainbike-Fahrerin Elisabeth Brandau besteht aus einem einzigen Wort. Sieben Buchstaben. Olympia. Keinem anderen Wort in der Welt des Sports haftet ein solcher Zauber an. Die Olympischen Spiele sind ein Mythos. Die Olympischen Spiele wirken wie ein Magnet. Ihre Anziehungskraft ist gleichsam einzigartig wie legendär. Seit nunmehr zehn Jahren, seit den Spielen 2004 in Athen, nicht weit von den Ruinen des historischen Olympiastadions entfernt, in dem einst die Sportler der Antike ihre Kräfte maßen, lässt Elisabeth Brandau der Gedanke von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen nicht mehr los. „Als ich damals vor dem Fernseher saß und meine ehemaligen Straßenkolleginnen dort habe fahren sehen“, sagt sie, „dachte ich mir, dass ich dort auch hin will.“ Olympia. Das ist ihr Traum.
Als Elisabeth Brandau, 1985 in Schönaich geboren, mit 13 Jahren zum ersten Mal auf das viel zu große Rennrad ihres Vaters steigt, sind die Olympischen Spiele, das größte Sportereignis der Welt und ein alle vier Jahre wiederkehrendes Megaspektakel, ungefähr so weit weg, wie ihre beschauliche Heimatstadt im Landkreis Böblingen von der pulsierenden Metropole Rio de Janeiro. Von jenem Ort, an dem im Sommer 2016 die XXXI. Sommerspiele eröffnet werden. 1998, bei einem Freizeitrennen, entdecken Trainer ihres Heimatvereins RSC-Schönaich eher zufällig das radfahrerische Talent der jungen Elisabeth Brandau. Es ist nicht zu übersehen. Die ersten Erfolge lassen nicht lange auf sich warten. Einige Hobbyrennen und erste Lizenzrennen später bereits steht sie im Landeskader Baden-Württembergs. Es ist ein rasanter Aufstieg.
Die Bilanz der ersten Jahre kann sich sehen lassen. Bis 2003 ist sie bereits zweifache deutsche Straßenmeisterin im Nachwuchsbereich, genießt einen ausgezeichneten Ruf in der Szene. Ihr Weg in den höherklassigen Seniorenbereich scheint längst vorgezeichnet, der Wechsel ins Profilager nur eine Frage der Zeit. Doch eine Garantie gibt es nicht. Auf dauerhaften Erfolg nicht. Auf eine glanzvolle Karriere nicht. Und auf ein finanziell abgesichertes und sorgenfreies Leben erst recht nicht. Dass Elisabeth Brandau nach dem Abitur zeitgleich eine Ausbildung im Kälteanlagenbau beginnt, ist nur ein erster Hinweis darauf, dass sie sehr früh und sehr genau einzuschätzen versteht, welches Risiko Sportler eingehen, wenn sie alles auf eine Profikarriere setzen. Und dass sie ihre Zukunft entgegen aller Prognosen nicht als klassische Straßenradrennfahrerin sieht, ist ein zweiter Hinweis, dass sie sehr genau um ihre Stärken und Schwächen weiß.
Für den Wechsel vom Rennrad auf das Mountainbike gibt es gute Gründe. Triftige Gründe. „Ohne passendes Team kommst du auf der Straße nicht weit“, sagt Elisabeth Brandau. „Und ich hatte schon als Juniorin immer Probleme, im Feld zu fahren. Im Zeitfahren, also den Einzeldisziplinen, war ich hingegen schon immer sehr stark.“ Drei Jahre lang widmet sich Elisabeth Brandau hauptsächlich ihrer beruflichen Ausbildung. Über Freunde entdeckt sie 2007 das Mountainbikefahren endgültig für sich. Als sie sich in der Spezialdisziplin „Marathon“ versucht, ist es Liebe auf den ersten Blick. „Es ist extrem anstrengend, hart und dennoch fair. Es ist mehr ein Einzelkampf und für mich war es die neue Herausforderung, die ich gesucht habe.“ 2008 gewinnt sie ihren ersten deutschen Meistertitel, wird in die Nationalmannschaft berufen. Es ist der erneute Durchbruch. Und wieder geht alles rasend schnell.
„Du bist frei und in der Natur. Du kannst dich jederzeit – ganz egal wo – auf dein Rad setzten und losfahren. Du lernst neue Regionen kennen. Neue Leute. Du kannst abschalten.“ Für Elisabeth Brandau ist es vor allem dieses Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und Ursprünglichkeit, das sie an ihrem Sport so sehr liebt. Aber gleichzeitig auch dieses Gefühl von Abenteuer, Action und Abwechslung, weil jede einzelne Strecke ihren ganz eigenen Charakter, ihre ganz eigenen Unwägbarkeiten und Tücken hat. Zum Mountainbike-Marathon kommt mit der Berufung in den Nationalkader als zweite Paradedisziplin „Crosscountry“ hinzu. Crosscountry ist seit 1996 eine olympische Disziplin. Crosscountry bedeutet für Elisabeth Brandau, dass aus dem Traum von den Olympischen Spielen eines Tages Wirklichkeit werden kann.
National erfolgreich, international etabliert, seit Jahren fährt Elisabeth Brandau konstant auf diesem Niveau – seit 2013 in ihrem eigenen EBE-Racing-Team. Ihre Bilanz: Titel, Triumphe, Top-Platzierungen bei Europa- und Weltmeisterschaften. Ihr Motto: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Ihr Ziel: Die Olympischen Spiele 2016. Ihre Erfahrung: „Wenn man zuviel erwartet, ist man enttäuscht, wenn es nicht klappt.“ 2012 waren die Olympischen Spiele in London das erklärte Ziel. Ihr großer Traum, bis er nur wenige Wochen vor der Eröffnungsfeier platzte. „Das war sehr hart. Ich wusste recht schnell, was ich hätte anders machen können, aber es war in diesem Jahr nicht möglich. Es ist eine Entwicklung. Ich kam als Quereinsteiger rein und erwartete von mir die selbe Steigerung wie den vergangenen Jahren. Und das geht auf dem Niveau nicht.“
Der Traum ist nicht ausgeträumt. Der Traum lebt weiter. Zwei Jahre sind es noch bis zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Zwei Jahre, in denen Elisabeth Brandau kontinuierlich, zielstrebig, fokussiert und leidenschaftlich auf dieses Großereignis hinarbeiten wird. „Ich weiß wie anstrengend und steinig dieser Weg wird. Allein die Qualifikation für Rio 2016 ist eine erste und ziemlich hohe Hürde. Und wenn ich dort bin, muss ich natürlich die Qualifikation bestätigen. Doch der Erfolg wird nur kommen, wenn das Training stimmt. Die Regeneration. Das Umfeld.“ Die Voraussetzungen müssen passen. Die Rahmenbedingungen. Seit dieser Saison ist der Saunahersteller Röger aus Schwäbisch Hall Sponsor und Partner von Elisabeth Brandau. Röger wird sie auf ihrem Weg, ihrem „Race to Rio“, unterstützen und begleiten. Röger hat Elisabeth Brandau eine Sauna mit integriertem Tepidarium und Infrarotbereich zur Verfügung gestellt. Und Röger wird Monat für Monat ihre Geschichte erzählen.
Es ist eine Geschichte über Ehrgeiz. Eine Geschichte über Wettkämpfe. Eine Geschichte über Strapazen. Eine Geschichte über Erholung. Über Konzentration. Langeweile. Besessenheit. Training. Ausweglosigkeit. Glücksgefühle. Rückschläge. Entspannung. Geschwindigkeit. Risiko. Mut. Motivation. Siege. Niederlagen. Spaß. Ablenkung. Reisen. Rituale. Sorgen. Leiden. Blessuren. Verletzungen. Konkurrenz. Ruhe. Frust. Glücksgefühle. Regeneration. Dramen. Neid. Unterstützung. Krisen. Erleichterung. Rückzugsorte. Material. Technik. Geld. Hoffnungen. Rhythmus. Taktik. Hilfe. Vorbilder. Kontrollen. Fans. Medien. Familie. Freunde. Zeiten. Ziele. Druck. Begeisterung. Ratlosigkeit. Belastung. Über Schicksal. Niemand weiß, wie diese Geschichte endet. Niemand weiß, ob der Traum von den Olympischen Spielen Wirklichkeit wird. Aber genau das macht diese Geschichte aus…