Es ist der Moment, in dem Helden geboren werden, der Moment der Entscheidung, unausweichlich und unwiderruflich. Ein unvergessener Moment. DFB-Pokal, 1. Runde, SV Sandhausen gegen 1. FC Nürnberg. Klein gegen Groß. Außenseiter gegen Favorit. Weil es nach neunzig hitzigen, leidenschaftlichen Minuten keinen Sieger gibt und nicht nach einhundertzwanzig, muss das Elfmeterschießen einen Sieger erzwingen. Mann gegen Mann. Jeder Fehler mit Folgen. Manuel Riemann, 25, wirkt konzentriert, aber nicht verbissen, entspannt, aber nicht abwesend, selbstbewusst, aber nicht überheblich. Gegen Hanno Balitsch taucht er rechtzeitig in die linke Ecke, gegen Marvin Plattenhardt in die rechte. Jubel. Traube. Schulterklopfer. Sprechchöre. Eine kleine Feier im neuen Wellness-Bereich von Partner und Sauna-Hersteller Röger. Ein perfekter Tag.
Mal ehrlich, können Sie sich wirklich die Lieblingsecken aller Schützen merken?
Auf keinen Fall. Viele Schützen variieren auch. Also ist vieles Intuition. Du denkst zu wissen, wohin er schießt, und verlässt dich auf dein Gefühl. Manchmal geht es gut, aber leider nicht immer.
Schon mal davon geträumt, einfach stehen zu bleiben, wenn der Schütze den Ball einfallslos in die Mitte drischt?
Natürlich. Und noch besser wäre es, wenn er dann versucht zu lupfen.
Worauf achten Sie denn genau, wenn der Schütze antritt?
Darauf, wie er anläuft, sich bewegt, und dann zum Ball steht. Wenn er mit der Innenseite schießt, sagt die Fußstellung außerdem einiges aus, wobei man das nicht bei allen gleich gut erkennt.
Ihr Lieblingsspruch, um den Schützen kurz vor dem Elfmeter zu verunsichern?
Ich bin da relativ still. Vielleicht mal ein: „Dann zeig mal, wie cool du bist.“ Aber ich glaube, wenn man den Schützen gar nicht erst ansieht, verunsichert ihn das am meisten.
Sieht man den Schützen eigentlich an, dass sie gleich verschießen werden?
Nein.
Vor dem Elfmeterschießen gegen Nürnberg, dem ersten Höhepunkt der Saison, sammelt sich die Mannschaft, bildet einen Kreis, schwört sich ein. Riemann richtet ein paar Worte an seine Mitspieler, sieht ihnen in die Augen, sagt, man habe nun wenig zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Er macht Mut. Gibt Sicherheit. Der neue Torhüter des SV Sandhausen hat dieses Selbstbewusstsein, obwohl er erst seit dieser Saison im Verein spielt. Er hat die Gewissheit, der Herausforderung in diesem Moment gewachsen zu sein, Druck und Stress ausblenden zu können. Schon als 18-Jähriger hält er im Pokal gegen den FC Bayern München zwei Elfmeter, verwandelt selbst gegen Oliver Kahn. Burghausen scheidet aus, aber die „Bild“ tauft Riemann „Titan junior“. Ein großer Moment.
Innere Ruhe, Balance, Konzentration sind besonders für einen Torhüter wichtig. Verraten Sie ihr Geheimnis?
Ruhe zu finden, bedeutet, sich vorher diese Ruhe zu nehmen. Vielleicht mag die physische Beanspruchung an einen Torhüter nicht so hoch sein, dafür ist es die psychische um so mehr. Mentale Stärke ist deshalb ganz entscheidend. Warum werde ich denn als Elfmeter-Held gefeiert? Weil ich in der Lage bin, mich in diesen Momenten zu konzentrieren und zu fokussieren. Ich freue mich dann richtig auf dieses Elfmeterschießen, und auch das hat etwas mit Training zu tun.
Und diese Fähigkeiten trainieren Sie ausgerechnet in der Sauna?
Das ist ein ziemlich guter Ort dafür.
Seit wann stehen regelmäßige Saunagänge auf Ihrem Trainingsplan?
Schon lange. Aber man muss wissen, was man tut. Ein Saunagang macht während einer Trainingswoche oder an den Spieltagen nicht zu jeder Zeit Sinn. Doch man entwickelt mit der Zeit eine gewisse Routine. Wenn man sich näher mit den Auswirkungen von Training und Sauna beschäftigt, bekommt man recht schnell ein Gefühl dafür, wie man Saunagänge ideal einsetzt.
Und woran denken Sie, wenn Sie in der Sauna sitzen. Gehen Sie dann noch einmal einzelne Spielszenen durch?
Unbedingt. Diese Zeit ist ganz wichtig, um als Torwart ein Spiel zu verarbeiten, um es zu verstehen, daraus zu lernen, und es dann aber auch abzuhaken.
Haben Sie in der neuen Sauna von Röger bereits Ihren festen Platz?
Nein.
Die Erwartungshaltung, vor allem die eigene, ist immens, als Manuel Riemann im Sommer den VfL Osnabrück verlässt und als notenbester Drittligaspieler zum SV Sandhausen wechselt. Er verpasst zwar einen Teil der Vorbereitung, aber es gibt keine Anpassungsprobleme. Riemann fiebert seinem ersten Einsatz entgegen, will sich beweisen, zeigen, dass er, wie er selbst sagt, auf dem besten Weg ist, sich vom hoffnungsvollen Talent zu einem gestandenen Profi zu entwickeln. Die Zweite Bundesliga ist der nächste logische Schritt in seiner Karriere, alles ist professioneller, wie etwa der neue Wellness-Bereich von Röger. Als sich Riemann vor dem ersten Pflichtspiel verletzt, ist das ein Schock. Es wirft ihn zurück, aber nicht um. Nun ist er eine feste Größe.
Wie weit können Sie eigentlich abschlagen?
Keine Ahnung.
Jeder Ihrer Fehler wird sofort bestraft, das ist doch gemein, oder?
Ja, aber das gehört zum Torwartspiel dazu. Und wenn man sich als Kind oder Jugendlicher für diese Position entscheidet, weiß man das auch. Entweder ist man der Held, oder der Depp.
Wie hält man eigentlich einen Unhaltbaren?
Wenn ich das wüsste. Vieles passiert unterbewusst. Irgendwie rechnet man selbst nicht damit, dass es funktioniert, und dann funktioniert es doch.
So ein Torwartball, halbhoch, einer zum fliegen, ist das wirklich das Schönste, was es gibt?
Unbedingt. Sieht meistens auch gut aus.
Wenn der Torwart rauskommt, muss er den Ball auch haben. Warum geht das so oft schief?
Weil man nicht jeden Ball richtig einschätzt. Weil man im Stadion mitunter sein eigenes Wort nicht versteht und Kommandos nicht hört. Da kommt eines zum anderen, was dann nicht so gut aussieht.
Lange galt Riemann als Heißsporn. Heute ist er ruhiger geworden, souveräner, abgeklärter. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner, offen, direkt, gradlinig, überzeugt. Er hat zuletzt eine Menge über Körperbeherrschung und Ausstrahlung, über Gelassenheit und Führungsstärke gelernt. Aus Potenzial wird Qualität. Er weiß, dass es seine Aufgabe ist, der Mannschaft Sicherheit zu geben, Ruhe auszustrahlen, aber auch, Mitspieler zu dirigieren, ihnen ihre Fehler vor Augen zu halten, sie wachzurütteln. Es ist ein Balanceakt. Nicht immer einfach. Torhüter brauchen gute Nerven. Anspannung und Entspannung, das sind seine beiden Pole. Ein Rückzugsort ist wichtig. Ruhe. Regeneration. Im Haus des Schwiegervaters steht eine Saunalandschaft. Praktisch.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
In Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Reden.
Sitzen oder liegen?
Sitzen.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Gemischt.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
Finnische Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine. Röger hat drei Badeformen aus seinem Programm im neuen Wellness-Bereich aufgebaut. Nicht so leicht, sich zu entscheiden, oder?
Wirklich nicht. Ich muss schon sagen, das ist nicht schlecht, was Röger da in unsere Kabine gestellt hat. Sieht gut aus. Und ich bin ganz sicher einer, der dieses Angebot sehr intensiv nutzen wird.
Was haben Sie denn zuerst ausprobiert?
Die finnische Sauna.
Das Tepidarium von Röger bietet mit Sauna, Warmluftbad, Vitalbad und Bio-Sauna gleich vier Klimazonen in einer Kabine. Ein Angebot, das man selbst im Sommer nutzt?
Um ehrlich zu sein, bin ich im Sommer eigentlich nicht so der Typ, den es unbedingt in die Sauna zieht. Aber ich habe selbst an den heißen Tagen gemerkt, wie entspannend es sein kann, nach richtig anstrengenden Trainingseinheiten noch einen Saunagang einzulegen. Das tut schon gut.
Schon die Vorteile der Infrarotkabine schätzen gelernt?
Für mich ist eine Infrarotkabine viel wert. Man merkt, wie die Wärme in die Tiefenmuskulatur geht. Und da ich immer wieder Rückenprobleme habe, profitiere ich davon natürlich enorm.
Was ist denn nun der schönste Moment bei so einem Saunagang?
Aus der Hitze zu kommen und zu merken, wie es um einen herum wieder kühler wird.
Torhüter seien extrovertiert, heißt es. Extravagant. Exzentrisch mitunter. Exoten eben. Manuel Riemann macht einen anderen Eindruck. Seine Karriere begann früh und furios, und mit dem rasanten Höhenflug stieg gleichzeitig die Gefahr, einen bitterbösen Absturz zu erleben. Riemann hat bereits viel erlebt. Eine schwere Verletzung. Sportliche Rückschläge. Den Frust über ein Leben als Bankdrücker. Kritik. Zweifel. Krisen. Es wirkt, als sei er gestärkt daraus hervorgegangen, als habe er die richtigen Schlüsse gezogen. Erholung ist zu einem zentralen Bestandteil seines Sportlerlebens geworden, ebenso wie Ernährung. Ein Sportlerkörper braucht Pflege. Riemann macht einen zufriedenen Eindruck und hat doch längst nicht alles erreicht.
Warum spucken Torhüter eigentlich ständig in ihre Handschuhe?
Der Belag auf den Handschuhen wird rutschfester, wenn er ein wenig feucht ist. Der Ball flutscht einem im Zweifelsfall dann nicht so leicht durch die Hände.
Der peinlichste Glücksbringer, den Sie jemals in einem Tor haben liegen sehen?
Da habe ich noch nie drauf geachtet. Ich selbst habe jedenfalls keinen Glücksbringer.
In der Nachspielzeit mit nach vorne stürmen, bringt das wirklich was?
Natürlich. Und wenn es nur dazu dient, den Gegner zu verunsichern.
Warum wird man noch einmal genau Torwart?
Weil man zu faul ist zu laufen.
Bei den Reflexen, da geht bei Ihnen daheim bestimmt nie etwas zu Bruch, oder?
Selten. Und wenn doch, weil ich mich über irgendetwas fürchterlich aufrege. Dann helfen auch die besten Reflexe nicht mehr.
Manuel Riemann lebt vor, was er von anderen einfordert. Ehrlichkeit, Gradlinigkeit, Kritikfähigkeit, das ist ihm wichtig. Er will sich nicht verstellen, sich nicht verbiegen lassen. Er steht offen zu seinen Fehlern, zu seinen Schwächen, will gleichzeitig jemand sein, der sich klarer Worte nicht scheut, auch mal Dampf ablässt. Er hofft, von weiteren Verletzungen in Zukunft verschont zu bleiben, fit zu bleiben. Er will der Mannschaft helfen, ihre Ziele zu erreichen. Das Pokalspiel beim SC Wiedenbrück 2000, zweite Runde, ein vermeintlich leichter Gegner? Auf keinen Fall, sagt Riemann, man sei sich selbst doch Warnung genug.
In so einem Spiel mit Dauerregen, dazu ein kalter Wind und im Prinzip gibt es keine Bälle zu halten. Wünscht man sich da eine Sauna im Tor?
Absolut.
Schon mal Schick-Schnack-Schnuck gespielt, wer am Saunaofen den Aufguss machen darf?
Ja.
Und aus Versehen mit Torwarthandschuhen in die Sauna gegangen?
Noch nicht. Wobei es durchaus Mitspieler gibt, die behaupten, ich würde meine Torwarthandschuhe immer tragen.
Was könnte Sie in der Sauna doch aus der Ruhe bringen?
In einer gemischten Sauna könnte ich mir schon Situationen vorstellen, die mich aus der Ruhe bringen würden.