
Vielleicht ist es bloß so ein Bauchgefühl. Vielleicht bloß eine auf früheren Erlebnissen und Erfahrungen beruhende Ahnung. Ein Verdacht. Nicht wirklich zu greifen und doch handfest. Und vielleicht weiß dieser Simon Tüting, 27, über 200 Spiele von der Bundesliga bis in die Regionalliga, seit Sommer 2012 im Kader des SV Sandhausen, feste Größe im defensiven Mittelfeld, tatsächlich mehr als andere Spieler zu schätzen, was es wirklich bedeutet, Profifußballer zu sein. Warum Begabung tatsächlich eine Gabe ist. Der Beruf zugleich Berufung. Und Talent ein Geschenk. Dass vieles selbst erarbeitet, aber doch nichts selbstverständlich ist. Und vielleicht muss man tatsächlich erst die Schattenseiten erlebt haben, um die Sonnenseite anschließend so richtig ausleben zu können. Ein Gespräch über Leistung, Luxus und den neuen Wellness-Bereich von Partner und Saunahersteller Röger.
Schätzen Sie doch bitte Ihr Talent ein, wobei 10 ziemlich gut und 1 ziemlich schlecht ist: Hundertprozentige Torchancen nutzen.
5.
Mit dem Schiedsrichter diskutieren.
7.
In der Nachspielzeit einen Sprint anziehen.
3.
Passrouten antizipieren.
6.
Taktische Fouls ohne Verwarnung begehen.
7.
Rückblick: Die Monate zwischen Juli 2010 und Januar 2011, für Simon Tüting sind es Monate voller Ungewissheit, Selbstzweifel, Ratlosigkeit und Ernüchterung. Schwere Monate. Im Sommer 2010 wird sein Vertrag beim FC Magdeburg nicht verlängert. Tüting, der die gesamte Saison über lediglich zwei Spiele verpasst, wird aussortiert, obwohl er keineswegs enttäuschte. Und weil sein Name längst nicht nur absoluten Kennern in diesem Geschäft ein Begriff ist, scheint die Aussicht auf einen neuen Vertrag bei einem neuen Verein bloß eine Frage von Tagen, bevor aus Tagen Wochen und aus Wochen Monate werden. Ein halbes Jahr ist der Profifußballer Simon Tüting arbeitslos – Zukunft ungewiss. Immer wieder spielt er vor, bietet sich an, hofft, bangt, bis er in der Winterpause beim FC Chemnitz restlos überzeugen kann. Er sagt, sein Blick auf den Fußball habe sich seitdem verändert. Dass er vieles anders sehe. Es ist nicht zu überhören.
Was hatten Sie für ein Bild vor Augen, als Saunahersteller Röger ankündigte, den Saunabereich im Kabinentrakt zu einem Wellness-Bereich auszubauen?
Ich habe gedacht, die eine Sauna hätte mir auch gereicht und war dann sehr positiv überrascht, als ich das Ergebnis gesehen haben. Das ist wirklich sehr gelungen.
Können Sie beschreiben, wie sich der Körper nach Belastungen in der Sauna erholt?
Ich liebe die Saunagänge vor allem am Tag nach einem Spiel. Ich mag die Wärme. Dass die Muskeln wieder locker werden. Und der ganze Körper fühlt sich hinterher einfach sauber an.
Wenn Sie in der Sauna entspannen, denken Sie an…
… Frauen.
Eine gute Idee, regelmäßige Saunagänge in das wöchentliche Trainingsprogramm einzubeziehen?
Unbedingt. Ich nutze die Sauna gerade am Anfang einer Trainingswoche sehr intensiv. Es ist gut für den Körper und die Seele. Die Wärme hilft gerade in den nasskalten Jahreszeiten. Und man sollte niemals unterschätzen, wie wichtig Ruhe neben der Hektik im Profifußball ist.
Thema Sport und Sauna: Könnten Sie da aus dem Stand einen Vortrag vor angehenden Sportwissenschaftlern halten?
Ob ich dafür Experte genug bin, weiß ich nicht. Ich bin aber sicherlich kein Anfänger mehr. Seit ich Profi bin, gehe ich bestimmt drei- oder viermal die Woche in die Sauna. Man lernt mit der Zeit also eine Menge über die verschiedenen Saunaeffekte und sein eigenes Saunaverhalten. Diese Erfahrung hilft einem, die Sauna sinnvoll in das Trainingsprogramm zu integrieren.
Es gibt in dieser Porträtserie die beliebte Frage nach dem gesprächigsten Mitspieler bei gemeinsamen Saunagängen, demjenigen, dem das Schweigen besonders schwer fällt – egal ob in der klassischen Finnischen Sauna, im Tepidarium oder in der Infrarotkabine. Und ziemlich häufig fällt der Name Simon Tüting. Man merkt in dem Gespräch sehr früh, dass das kein Zufall ist. Begeisterung ist eines der ersten Attribute, die einem in den Sinn kommen, wenn Tüting über Fußball spricht. Leidenschaft. Lust. Dankbarkeit. Zufriedenheit. „Ich bin einfach gut gelaunt“, sagt er und es ist keine standardisierte Floskel. „Ich freue mich, die Jungs jeden Tag zu sehen. Ansonsten bin ich in meiner Wohnung viel alleine. Vielleicht versuche ich das im Training und anschließend in der Sauna zu kompensieren. Vielleicht rede ich deshalb auch so viel.“
Ihr Hausmittel gegen den Abstieg?
Kampf.
Sandhausen hat einen besonderen Charme, weil…
… es sehr beschaulich ist.
Der verrückteste Ort, an dem Sie jemals Fußball gespielt haben?
In San Francisco, auf einem Kunstrasenplatz mitten in der Stadt. Ein sehr cooler Ort.
Ganz spontan: Die beste Fußball-Elf aller Zeiten?
Sepp Maier, Beckenbauer, Maradona, Pele, Roberto Baggio, Ronaldinho, Romario, Lothar Matthäus, Gerd Müller, Ribery, Messi. Vielleicht etwas offensiv, klingt aber nicht schlecht, oder?
Warum werden Spiele eigentlich immer in der Defensive gewonnen?
Weil man stets in der Lage sein sollte, ein Tor zu schießen.Wenn man zu Null spielt, kann man selbst kurz vor dem Abpfiff – etwa durch eine Standardsituation – noch Spiele für sich entscheiden.
Als Simon Tüting der Sprung in den Profikader des VfL Osnabrück gelingt, als mit Anfang zwanzig plötzlich aus Spaß Ernst wird, aus dem Hobby der Beruf, gewinnt auch die Kombination aus Sport und Sauna immer mehr an Bedeutung. Tüting hört Ratschläge von Ärzten, Vorschläge von Physiotherapeuten, Empfehlungen von Trainern – es geht um Anspannung und Entspannung. Belastung und Entlastung. Hektik und Ruhe. Es geht um Trainingspläne, Ernährungskonzepte, Fitnesswerte und Regenerationsmöglichkeiten. Es geht darum, den eigenen Körper auf die nun stetig steigende Beanspruchung vorzubereiten. Und es geht darum, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie man eigenständig Lösungen für Probleme in Form von Überlastung und Stress findet. „Jeder Spieler sollte immer auch seine eigenen Erfahrungen machen, um auf sich selbst achten zu können“, sagt Tüting. Er weiß, wann er wie welchen Saunatyp besonders effektiv einsetzt.
Finnische Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine. Röger hat gleich drei Badeformen aus seinem Programm im neuen Wellness-Bereich aufgebaut. Nicht so leicht, sich zu entscheiden, oder?
Für mich aber ganz einfach. In die Infrarotsauna gehe ich, wenn ich Rückenprobleme habe. Ansonsten nutzte ich hauptsächlich das Tepidarium. Das liegt mir einfach. Ich kündige den anderen Spielern auch gerne schon während des Trainings einen speziellen Aufguss an.
Dass sich das Klima in einem Tepidarium individuell regeln lässt, kannten Sie das vorher?
Nein, zumindest nicht bei meinen anderen Profistationen. Dort gab es nur die klassische Finnische Sauna.
Lieber heiß und trocken oder warm und feucht?
Mir liegen nicht ganz so hohe Temperaturen mehr. Ich mag auch die höhere Luftfeuchtigkeit.
Seit es die Infrarotkabine gibt: Wie geht es dem Rücken?
Ich hatte in der Vorbereitung plötzlich ziemlich starke Rückenschmerzen. Ich saß dann fast eine Dreiviertelstunde in der Infrarotsauna. Diese Wärme am Rücken ist sehr angenehm. Man muss sich aber diese Zeit auch nehmen, um die positiven Effekte wirklich zu spüren.
Kurze Wege sind dabei sicherlich kein Nachteil.
Andere Leute zahlen viel Geld, um in die Sauna zu gehen. Wir haben diese ganzen Angebote nur fünf Meter von der Dusche entfernt stehen. Diesen Luxus sollte man nicht nur zu schätzen wissen, sondern sich auch einfach gönnen.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Reden.
Sitzen oder liegen?
Sitzen.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Gemischt geht hier ja nicht.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
Der ligaweit gelobte Abwehrverbund des SV Sandhausen, deutlich stabiler, robuster, weniger anfällig als noch in der vergangenen Saison, für Simon Tüting ist er das Fundament, auf dem die bisherigen Erfolge aufbauen. Die logische Konsequenz aus dem Beinaheabstieg und der Tatsache geschuldet, „dass es in der Zweiten Liga immer schwerer für eine Mannschaft wird, nach einem Rückstand ein Spiel noch zu drehen“, wie Tüting sagt. Stil und Philosophie, die Trainer Alois Schwartz in Sandhausen pflegt, liegen der Mannschaft, liegen Tüting, selbst wichtiger Baustein in dem taktischen Konstrukt. Er spricht nicht gerne über sich selbst, wenn es darum geht, seine fußballerischen Qualitäten einzuschätzen, Stärken und Schwächen zu benennen, aber Laufstärke, Zweikampfhärte, Übersicht, Teamgeist und eine gewisse Kompromisslosigkeit gehören ganz sicherlich dazu.
Das Geheimnis einer stabilen Abwehr?
Zusammenhalt.
Welche Illusion verliert man als Profifußballer als erstes?
Dass es ein ehrliches Geschäft ist.
Ihre persönliche Meinung: Wer sollte im Sommer Weltmeister werden?
Deutschland.
Lust, mal eine ganze andere Position zu spielen?
Nein.
Das schlimmste Trikot, das Sie jemals tragen mussten?
Wir haben in Osnabrück immer mal wieder im Training gewettet und der Verlierer musste so ein furchtbar hässliches Trikot, das so genannte „Nullertrikot“, tragen.
Was den neuen Wellness-Bereich von Röger für Simon Tüting, den überzeugten Saunagänger, so besonders macht? „Ich gehe privat gerne in Saunalandschaften, auch wenn das vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Aber ich sitze nicht so gerne mit 50 anderen in einer Riesensauna.“ Ein Saunagang, für Tüting ist es nicht bloß die Möglichkeit, Stress, Hektik und diesen permanenten Druck, dem Profifußballer ausgesetzt sind, auszublenden und Ruhe und Erholung zu finden. Die Sauna soll auch Rückzugsort sein. „Deshalb ist die Röger-Sauna genau das Richtige. Man kann sich mit den Jungs dort auch besser über Dinge unterhalten, die jetzt nicht jeden etwas angehen.“
Ganz ehrlich: Als Sie zum ersten Mal die neue Saunalandschaft von Röger gesehen haben, wie verlockend war es, zuerst den Kühlschrank zu öffnen?
Es war sehr verlockend, aber es stand nur Milch drin.
In der Sauna sollte ein Bild von welchem Ort auf der Welt hängen?
Irgendein Ort in der Karibik.
Ein typisches Gesellschaftsspiel unter Fußballern in der Sauna?
Bei uns spielen viele Backgammon, aber nicht in der Sauna. Ich selbst bin überhaupt kein Spieler.
Richtig oder falsch: Den neuesten Tratsch gibt es immer brühwarm in der Sauna?
Nicht so oberflächlich wie man vielleicht denkt, aber wir quatschen schon sehr viel in der Sauna.