
Das Ruhrgebiet. Kohlenpott. Kultureller Schmelztiegel. Pilsbier. Pommesschranke. BVB und S04. Sein Revier. Für Timo Achenbach, geboren in Witten, ist Heimat eine Gegend, in der nicht gearbeitet, sondern malocht, nicht geredet, sondern gelabert, nicht gelacht, sondern sich beömmelt, nicht Fußball gespielt, sondern gepöhlt wird. Hartplatzhelden auf roter Asche. Staubige Lungen und Schürfwunden im Sommer. Im Winter tiefe Pfützen und Matsch. Über die Wattenscheider Jugend landet Achenbach 1996, dem Jahr, als die deutsche Nationalmannschaft zum letzten Mal einen großen Titel gewann, in der Nachwuchsschmiede von Borussia Dortmund, Spitzname „Aki“. Eine Empfehlung. Eine große Ehre. Ein schweres Erbe. Alfred „Aki“ Schmidt ist seit den 1950er und 1960er Jahren eine BVB-Legende. Ein Gütesiegel. Ein Gespräch über Eisenschädel, Trikotzupfen, Routine und den neuen Wellness-Bereich von SVS-Partner und Sauna-Hersteller Röger.
Lieber im Raum verteidigen oder Mann gegen Mann.
Im Raum.
Brenzlige Situationen lieber spielerisch oder schnörkellos lösen?
Schnörkellos.
Kopfballduelle oder Zweikämpfe am Boden?
Zweikämpfe am Boden.
Bei eigenen Standards mit nach vorne oder hinten absichern?
Selber schießen.
Lieber auf Rasen- oder Ascheplätzen?
Rasen.
Timo Achenbach, 31, linker Offensivverteidiger, über 280 Spiele in der Zweiten Fußball-Bundesliga, einen bissigen Zweikämpfer, Standardschützen, nur eine rote Karte, zu verpflichten, bedeutete für den SV Sandhausen, Erfahrung zu verpflichten. Routine. Zweitligakompetenz. In der Geschichte der Liga haben seit 1992, seit Einführung der offiziellen Ligastatistik mit Zahlen und Fakten belegt, sechs Profis mehr Spiele als Achenbach bestritten. Nur sechs. Es ist auf dem Platz nicht zu übersehen, im Gespräch nicht zu überhören. Achenbach, Profi in Lübeck, Köln, Fürth und Aachen, hat in seiner Karriere viel gesehen, viel gehört, viel gesagt – Stadien, Fangesänge, Interviews. Was kann so einen noch überraschen?
Was hatten Sie für ein Bild vor Augen, als sie hörten, Saunahersteller Röger würde im Kabinentrakt einen neuen Wellness-Bereich einrichten?
Ganz ehrlich, ich habe mich einfach überraschen lassen. Und doch hätte ich nie damit gerechnet, dass Röger uns gleich drei Saunatypen zur Verfügung stellt. Davon war ich sehr angetan.
Ergänzen Sie doch mal: Der erste Saunagang war…
… sehr heiß.
Können Sie beschreiben, wie sich der Körper nach Belastungen in der Sauna erholt?
Ich merke das vor allem am Tag nach einem anstrengenden Spiel. Wir haben dann meist nur eine kurze Auslaufeinheit, und wenn ich anschließend in die Sauna gehe, einfach dort sitze, das Spiel Revue passieren lasse und mich dabei entspanne, tut mir das einfach richtig gut.
Das Tepidarium von Röger bietet mit Finnischer Sauna, Warmluftbad, Vitalbad und Bio-Sauna gleich vier Klimazonen in einer Kabine. Wie lange hat denn die Einweisung gedauert?
Das war für mich wirklich Neuland, so etwas kannte ich nicht. Bei meinen ehemaligen Vereinen war ich nur eine normale Sauna gewöhnt. Man versteht aber relativ schnell, worauf es ankommt.
Schon einmal in der Sauna die Zeit vergessen?
Nein. Nach zehn Minuten ist bei mir Schluss.
Es gab Zeiten, in denen hieß es über Fußballprofis Anfang dreißig, sie seien im besten Fußballalter – qualifiziert, diszipliniert, erfolgsorientiert. Völler, Matthäus und Brehme 1990 in Rom. Kohler, Sammer, Klinsmann 1996 in London. Schneider, Frings und Ballack 2006 in Berlin. Heute zählen schon die Jungen zu den Alten, weil die Jungen immer jünger werden, 17-jährige, 18-jährige, 19-jährige Talente, hochbegabt, die Woche für Woche ihr Debüt im deutschen Profifußball feiern. Timo Achenbach hat sich durchgesetzt. Unverzichtbar. Überzeugend. Sich nicht verdrängen lassen. Den Fußball, sagt er, könne man nicht neu erfinden. Ihn zu verstehen, dazu brauche es Zeit, Theorie ist nicht gleich Praxis. Die zweite Liga, sagt er, habe ihre eigenen Regeln, ungeschriebene Gesetzte, die man erst mit den Jahren immer besser zu verstehen lernt.
Verteidiger sollen mittlerweile alles spielerisch lösen. Stirbt die gute alte Grätsche bald aus?
Ich glaube nicht. Die Grätsche gehört einfach dazu. Sie wird immer ein probates Mittel sein, ansonsten würden selbst die Weltklasseverteidiger nicht darauf zurückgreifen.
Vermissen Sie eigentlich den Libero?
Nein. Die Zeiten sind einfach vorbei, in denen man aus der eigenen Abwehr in aller Seelenruhe über 50 Meter in die gegnerische Hälfte dribbeln konnte. Das ist auch gut so.
Ist einem das eigentlich peinlich, wenn man als einziger das Abseits aufhebt?
Ich denke nicht. Entweder hat die gesamte Viererkette geschlafen, oder die Kommunikation war schlicht und ergreifend fehlerhaft, weshalb das selten die Schuld eines Einzelnen ist.
Dieses Trikotzupfen, macht man das unterbewusst?
Das gehört im Zweikampf dazu. Wenn man sieht, was im Strafraum los ist, wie schwer es ist, zum richtigen Zeitpunkt bei seinem Gegenspieler zu sein, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, da lässt sich so ein kurzes Zupfen kaum vermeiden. Man muss halt rechtzeitig wieder loslassen.
Ihr schönstes Eigentor?
Ich habe noch keines geschossen.
Selbstbewusst. Souverän. Solide. Achenbach wirkt wie jemand, dem es gelungen ist, das richtige Verhältnis aus Nähe und Distanz zu finden, zu pflegen. Der seinen eigenen Blick auf den Fußball, der so gerne als Zirkus beschrieben wird, entwickelt hat. Nicht von heute auf morgen, aber mit der Zeit. Ein Lernprozess. Natürlich. Früher sah er sich jede Sportsendung an, wann immer sich die Gelegenheit bot. Las wieder und immer wieder seine Beurteilungen und Noten in den Zeitungen und Fachmagazinen. Und als wäre der öffentliche Druck, die Erwartungshaltung, die Kritik, nicht schon groß genug, steigt zwangsläufig so auch der eigene Druck, die eigene Erwartungshaltung, die eigene Kritik. Irgendwann, sagt er, aber versteht man, dass man sich davon frei machen muss.
Den Ball im letzten Moment von der Linie zu kratzen, das ist doch großartig, oder?
Als Verteidiger, ja, natürlich. Aber da ich auch sehr gerne selbst Tore erziele, ist dieses Gefühl vielleicht noch ein klein wenig besser.
Welcher Stürmer hat denn jetzt den härtesten Schädel?
Mohamadou Idrissou.
Einen Ball souverän abzulaufen, ohne in den Zweikampf gehen zu müssen, das ist schon ziemlich cool, oder?
Ich würde sagen, das ist sogar ziemlich souverän.
Warum heben Abwehrspieler bei Abseitssituationen eigentlich lieber den Arm, statt hinter dem Angreifer herzulaufen?
Das ist so eine typische Reaktion, um dem Linienrichter zu signalisieren, dass es auf jeden Fall Abseits war, in der Hoffnung, ihn so ein wenig beeinflussen zu können. Klappt leider nicht immer.
Schon mal einen Ball über die Tribüne gedroschen?
Da die Stadien immer größer werden, wird es leider immer schwieriger.
Ein Satz, typisch Achenbach. Er wirkt gelöst. Er nimmt die Dinge nicht mehr so ernst, nimmt sich selbst nicht mehr so ernst. Er hat sich von dem Druck gelöst. Die Anspannung ist gewichen. So ein Saunagang, sagt er, hilft da enorm. Was ihm heute nicht mehr so oft wie früher passiert: Dass er den Fußball aus dem Stadion mit nach Hause zur Familie nimmt. Dass er den Fußball größer, wichtiger nimmt, als er ist. Saunaofen an, Stress aus, für Achenbach hat das fast schon Tradition, es ist ein Ritual geworden. Welche enormen Belastungen des Profifußballs auf Körper und Geist der Spieler einwirken, Beispiele, sagt Achenbach, gäbe es leider zu genüge. Er wolle das nicht alles ständig mitschleppen, sagt er. Körperpflege ist gleich Seelenmassage.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
Gerne in Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Reden.
Sitzen oder liegen?
Sitzen.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Gemischt.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
Warum macht es Ihrer Meinung nach Sinn, regelmäßige Saunagänge in das wöchentliche Trainingsprogramm mit einzubeziehen?
Weil es nach anstrengenden Trainingseinheiten, speziell am Anfang der Woche, diese Regeneration einfach braucht. Man unterschätzt das leicht, aber es ist nicht nur für den Körper, sondern auch für den Kopf wichtig. Dass es einen Ort gibt, an dem man wirklich alles hinter sich lassen kann.
Wann standen denn Saunagänge zum ersten Mal bei Ihnen auf dem Trainingsplan?
Das fing bei meiner ersten Profisaison beim VfB Lübeck an und gehörte auch bei meinen anderen Stationen immer dazu. Es zeigt, wie wichtig das Thema den einzelnen Vereinen und Trainern ist, auch wenn es bei meinen früheren Station nur eine „normale“ Sauna gab.
Schon eine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis Sie alle Möglichkeiten, die das Tepidarium von Röger bietet, ausprobiert haben?
Gute Frage. Ich hoffe, es wird sehr lange dauern.
Worauf möchten Sie heute bei einem Saunagang nicht mehr verzichten?
Auf dieses Gefühl der totalen Entspannung und Erholung. Man sitzt in der Sauna, man merkt, wie der Körper runterfährt, wie gut es jedem einzelnen Muskel tut.
Hätten Sie gedacht, wie sinnvoll Infrarotkabinen sind?
Ich kannte bislang nur diese typischen Wärmelampen. Wenn ich unsere Infrarotkabine damit vergleiche, das ist schon ein himmelweiter Unterschied. Das Angebot, das wir jetzt nutzen können, ist mit dem, was ich bislang kannte, überhaupt nicht zu vergleichen.
Sein ganz persönliches Saisonziel? So viele Spiele wie möglich für Sandhausen zu bestreiten. Achenbach will mitgestalten, mithelfen, den Verein dabei unterstützen, sich in der zweiten Liga zu etablieren. Eine feste Größe, Konstante, zu werden. Er will seine Erfahrung weitergeben. Er hat genug davon. Und irgendwann, wann immer das auch sein wird, wird er mit der Familie, seiner Frau, der Tochter, ins Ruhrgebiet zurückgehen, die alte Heimat. Die Eltern leben dort, die Schwiegereltern, er hat dieses Bild vor Augen. Das eigene Haus. Die eigene Sauna. Ruhe. Entspannung. Erholung.
Angeblich gab es Spieler, die die neue Sauna noch vor der offiziellen Eröffnung eingeweiht haben. Verraten Sie wer?
Keine Ahnung, wer das war.
Wenn Sie mit einem Nachwuchsstürmer in der Sauna sitzen, wie überzeugen Sie ihn, Abwehrspieler zu werden?
Ich würde ihm sagen, dass ich enorm davon profitiere, früher als Stürmer gespielt zu haben. Weil ich als Verteidiger so in manchen Situationen vielleicht besser erahne, was mein Gegenspieler vor hat. Und weil es mir vielleicht leichter fällt, mich in die Angriffe mit einzuschalten.
Welche Ihrer Golfgeschichten können Ihre Mitspieler in der Sauna nicht mehr hören?
Ich habe ein Handicap von 22,5, bin also noch weit davon entfernt, wirklich gut zu sein. Aber wenn ich über Golf spreche, schimpfe ich wahrscheinlich am meisten über meinen Slice mit dem Driver.
Wenn Ihnen nachts nach einem Saunagang ist, welchen Mitspieler würden Sie dort treffen?
Simon Tüting.