Wien, 26. Mai 2013, die 90. Minute. Es ist ein ganz besonderer Moment, bemerkenswert und bewegend. Nur ein kurzer Moment und doch gerade lang genug, um eine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte von Stefan Kulovits – Urgestein, Aushängeschild, Identifikationsfigur. Die Geschichte eines Fußballers, der mehr als sein halbes Leben bei ein und dem selben Verein spielte, der niemals wechselte, was selten geworden ist in diesem Geschäft. In Wien, seiner Heimatstadt, bei Rapid, gingen jeden Sommer alte Spieler, neue kamen und Stefan Kulovits blieb, bis sein Vertrag nicht mehr verlängert wurde. Der Verein musste sparen. Es ist ein Schock. Unvorstellbar. Unbegreiflich. Sein letztes Spiel an diesem Tag im Mai, die Auswechslung in der 90. Minute, hat etwas unwirkliches. Für Zuschauer. Mitspieler. Kulovits selbst. Ein Gespräch über Neuanfänge, Vorurteile und den neuen Wellness-Bereich von Partner und Sauna-Hersteller Röger.
Wirklich wahr, dass Sie nach Ihrem letzten Spiel für Wien geweint haben?
Ich habe dort 17 Jahre gespielt, davon elf Jahre als Profi, immer bei dem selben Club. Der Abschied war natürlich emotional. Sehr bewegend. Und es sind auch Tränen geflossen.
So ein Neuanfang mit 30, das klingt schwer nach verfrühter Midlife-Crisis, oder nicht?
Ich hatte große Lust, etwas Neues auszuprobieren. Wobei ein Wechsel nach Deutschland vieles leichter macht. Die Sprache, das Klima, die Mentalität, das ist natürlich ähnlich. Von Krise kann allerdings keine Rede sein.
Das Lieblingsvorurteil Ihrer Mitspieler über Österreich?
Sie lassen mich damit zum Glück weitestgehend in Ruhe. Aber manchmal klingt schon durch, dass Österreich im Grunde genommen nur der kleine Nachbar ist.
Wie viel Wien steckt denn in Sandhausen?
Beide Städte kann man natürlich nicht vergleichen. Aber ich hatte keinen Kulturschock. Die Größe einer Stadt macht für mich nicht ihre Lebensqualität aus. Ich fühle mich in Sandhausen sehr wohl. Ich genieße die Ruhe. Ich kann mich ganz auf das Wesentliche konzentrieren.
Abstiegskampf – das kannten Sie gar nicht, oder?
Nein. Das ist hier eine sehr interessante, spannende Aufgabe. Eine ganz andere Herausforderung, darüber war ich mir bewusst. Und ich bin absolut überzeugt, dass wir nicht absteigen werden.
Ein neues Land. Eine neue Stadt. Ein neuer Verein. Doch die größte Umstellung, für Stefan Kulovits ist es ohne Zweifel das neue Ziel. Klassenerhalt. Ein Wort. Dreizehn Buchstaben, unmissverständlich und in Sandhausen allgegenwärtig. Vom ersten Tag an, bei jedem Training, jeder Besprechung, jedem Spiel, jedem Interview – ein Ziel, das Verpflichtung und Versprechen gleichermaßen ist. Größer könnte der Gegensatz kaum sein – zu Wien und Rapid. Traditionsverein, 1899 gegründet, eine Legende im österreichischen Fußball. Kulturgut, krisenerprobt und krisenfest, eine Institution mit internationalem Flair. In Wien ging es um Meisterschaften. Um Pokalsiege. Europapokalnächte. In Sandhausen um den K-L-A-S-S-E-N-E-R-H-A-L-T.
Woran genau merken Sie eigentlich, dass Sie sich in der Sauna gerade richtig gut entspannen.
Ich komme zur Ruhe, kann abschalten, alles andere ausblenden.
Mal unter uns. Was haben Sie sich denn bitte unter einer Bio-Sauna vorgestellt?
Ganz ehrlich, ich hatte keine Ahnung. Aber ich bin zum Glück immer offen für neue Dinge und mittlerweile bin ich öfter in der Bio-Sauna als in der klassischen finnischen Sauna.
Die Bio-Sauna, auch Tepidarium genannt, bietet verschiedene Klimavarianten. Schon alle ausprobiert?
Es gibt unzählige Variationsmöglichkeiten, was das Tepidarium besonders attraktiv macht. Mir tun etwa Temperaturen von um die 60 Grad Celsius bei hoher Luftfeuchtigkeit besonders gut.
Schwitzen Sie bei sanfteren Temperaturen und erhöhter Luftfeuchtigkeit genau so gut wie in der klassischen finnischen Sauna?
Das Tepidarium hat den Vorteil, dass man dort länger sitzen kann. Ich entspanne dort noch mehr als in der finnischen Sauna, wo der Zeitpunkt früher kommt, an dem es einfach zu heiß wird.
Und jetzt Insiderwissen: Der Saunaduft Rosmarin wirkt anregend und belebend. Was man als Profifußballer nicht noch alles lernt, oder?
Und man lernt nie aus. Aber das Schöne ist doch, dass man mit der neuen Saunalandschaft von Röger die Möglichkeit hat, alles in Ruhe ausprobieren zu können – verschiedene Temperaturen, Luftfeuchtigkeitsstufen, Düfte, um für sich das passende Klima in der Sauna zu finden.
Die Familie, sein Rückhalt und Ruhepol, seine Frau, die eine Ausbildung zur Kindergärtnerin macht, die vierjährige Tochter, lebt noch in Wien. Nächsten Sommer, so ist es geplant, sollen beide nachkommen. Sie fehlen, auch wenn sie zu jedem Heimspiel kommen. Kulovits Vertrag in Sandhausen läuft bis Ende Juni 2015. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er ihn erfüllen wird. Überhaupt wirkt er nicht wie einer, der Zweifel aufkommen lässt. Weder bei anderen, noch bei sich selbst. Zielgerichtet wirkt er. Überzeugt. Gradlinig. Entschieden. Wie jemand, der genau weiß, wovon er spricht. Der rational ist, hintergründig, substanziell, versiert. Aber wie ist er auf dem Platz, dieser Stefan Kulovits?
Lieber einen Rückstand drehen oder einen Vorsprung verteidigen?
Es ist immer besonders, ein Spiel zu drehen. Und ein Last-Minute-Tor macht es um so schöner.
Lieber als letzter Mann eine rote Karte oder ein Gegentor in Kauf nehmen?
Im Sinne der Mannschaft würde ich die rote Karte kassieren.
Lieber rustikal oder filigran?
Rustikal.
Lieber Sprint- oder Kopfballduelle?
Kopfballduelle.
Lieber erster oder letzter Elfmeterschütze?
Erster.
Kompromisslos, ehrgeizig, konsequent. Wie heißt es doch im – an poetischen wie pathetischen Floskeln nicht gerade armen – Fußballerjargon: Einer, der dahin geht, wo es weh tut. Der voran geht. Der Zeichen setzt. Sich aufreibt. Fußball zu spielen, für Stefan Kulovits bedeutet das immer auch Fußball zu arbeiten. Er investiert viel. Schont sich nicht. Zieht nicht zurück. Doch das aufwendige Spiel, die Zweikämpfe, das alles hat Spuren hinterlassen. Mittelhandknochenbruch 2005, Kreuzbandriss 2006, Schienbeinbruch 2007. Zuletzt ein Bänderriss in der Schulter, der ihn für einige Zeit außer Gefecht setzte, zum Zuschauen zwang. Er habe es, sagt Kulovits, mit den Jahren sehr zu schätzen gelernt, was es bedeutet, gesund zu sein und auf dem Platz stehen zu können und zu dürfen. Er hat gelernt, seinen Körper, der sein Kapital ist, zu pflegen.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
In Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Reden.
Sitzen oder liegen?
Das kommt sicherlich auf die Platzmöglichkeiten an. Wenn ich alleine bin, liege ich lieber.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Gemischt.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
Warum schwärmen eigentlich alle so von dieser Infrarotkabine?
Weil es gut ist, sie zu haben. Man kann die Infrarotwärme bei Verletzungen viel gezielter einsetzen. Oder auch bei Rückenbeschwerden, weil sie einzelne Muskelgruppen direkt anspricht.
Infrarotwärme soll gerade im Winter und Frühjahr vorbeugend wirken. Wird das in der Trainingsplangestaltung berücksichtigt?
Entspannung und Regeneration sind genau so wichtig wie das tägliche Training auf dem Patz. Es gibt aber keine Vorschriften vom Trainer. Jeder kennt seinen Körper am besten, also wird auch jeder auf sich achten.
Hätten Sie für möglich gehalten, dass sich die Infrarotwärme positiv auf Zerrungen auswirkt?
Wenn man sie während des Heilungsprozesses zum richtigen Zeitpunkt einsetzt, das weiß ich aus eigener Erfahrung, dann ist Wärme immer gut und Tiefenwärme vermutlich besonders.
Wie wichtig ist denn jetzt Regeneration im Profifußball?
Sie wird mit jedem Jahr mehr auf dem Buckel immer wichtiger.
Der Loungebereich, den Saunahersteller Röger neben Finnischer Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine aufgebaut hat, soll ja ziemlich beliebt sein. Kommt man da wirklich zu Ruhe?
Wir verbringen dort schon sehr viel Zeit, auch vor dem Training. Es gibt einen Fernseher, wenn dort aktuelle Sportnachrichten laufen, diskutieren wir natürlich über alles, was im Fußball gerade passiert. Wenn man in dem Loungebereich mehr Ruhe haben will, sollte man ihn eher nach dem Training nutzen.
Es ist eine Kunst für sich, negative Erlebnisse so zu drehen und zu wenden, bis man die positiven Seiten entdeckt. Als junger Spieler, sagt Kulovits, habe er sich wenig Gedanken über Verletzungen gemacht. Schon zu seiner Zeit in Wien gab es auf dem Trainingsgelände eine Sauna, genutzt hat er sie selten. Er sagt, es wäre sicherlich kein Fehler gewesen, wenn er sie öfter von innen gesehen hätte. Heute, all die Brüche, Risse und Verstauchungen später, hat er ziemlich feine Antennen dafür entwickelt, was seinem Körper gut tut. Er ist ganz sicher einer derer, die aus Verletzungen gelernt, die richtigen Schlüsse und Konsequenzen gezogen haben. Die vorsorgen und das ganz gezielt. „Ich weiß genau, wann ich die Sauna wie nutzen muss“, sagt er, „und es ist wohl kein Zufall, dass ich zum Beispiel selten muskuläre Probleme habe.“
Finden Sie es ungerecht, dass man von der Tribüne einen viel besseren Blick auf das Spiel hat und deshalb dort oben immer alles besser weiß?
Man hat natürlich eine ganz andere Übersicht. Doch wenn man wie ich zuletzt wegen einer Verletzung da oben neben lauter Trainern sitzt, die alles besser wissen, weiß man das schon einzuordnen, weil man auch den anderen Blickwinkel kennt.
Schon mal eine berechtigte rote Karte bekommen?
Selbstverständlich bin ich mit dem Schiedsrichter in vielen Situationen nicht immer einer Meinung. Doch alle drei Platzverweise in meiner Karriere waren schon berechtigt.
Haben Sie im Gefühl, wie viele Fouls Sie sich vor der ersten gelben Karte erlauben können?
Das ist ganz schwer. Man weiß nicht genau, wie kleinlich der Schiedsrichter pfeift. Man nimmt vor der ersten gelben Karte auch weniger Rücksicht und geht deshalb vielleicht ein höheres Risiko ein.
Und wie viele Fouls noch danach?
Das ist deutlich leichter. Ich bin jetzt schon so lange dabei, dass ich schon sehr genau weiß, was ich mir in welchen Situationen noch erlauben kann und was nicht.
Es gibt für kaum eine andere Position im Fußball so viele Umschreibungen, wie für den defensiven Mittelfeldspieler. Wie finden Sie denn Staubsauger?
Auch so eine interessante Wortschöpfung. Aber mittlerweile ziemlich aus der Mode gekommen, würde ich sagen. Andererseits weiß jeder was gemeint ist. So gesehen erfüllen diese Worte schon ihren Sinn und Zweck.
Eines Tages, wann immer das auch sein wird, wird Stefan Kulovits wieder nach Wien zurückkehren. Er hat in der alten Heimat ein Haus gebaut. Im Keller steht eine Sauna. Der Whirlpool. Seine Tochter ist für ausgiebige Saunagänge noch zu jung, in der Aufheizphase, sagt Kulovits, nimmt er die Kleine schon einmal kurz mit in die Sauna, doch es wird mehr werden mit den Jahren. Und dann wird er sein Wissen weitergeben, ihr erklären, was er in seiner Karriere selbst über Sport und Sauna gelernt hat. Über Konzentration und Regeneration. Über Belastung und Entlastung. Über körperliches und seelisches Gleichgewicht.
Werden Profis, wenn sie in der Sauna über Fußball diskutieren, eigentlich genau so unsachlich wie Laien?
Ich würde nicht sagen, dass wir mehr Ahnung von Fußball haben als andere. Man hat vielleicht ein anderes Gespür für bestimmte Situationen, aber bei uns wird auch viel Blödsinn geredet.
Wenn man ein Phrasenschwein in der Sauna aufstellen würde, wie schnell wäre es voll?
Ich denke, die Phrasendrescherei hält sich bei uns noch in Grenzen. Jeder versucht sich zu beherrschen, weil jede Phrase entsprechende Sprüche nach sich zieht und die will man sich doch ersparen.
Ihr Lieblingsspruch, wenn Sie in die Sauna kommen?
Wo sind die Frauen?
Aber räumen Sie doch bitte mit dem Vorurteil auf, Fußballer würden in der Sauna nur über Fußball und Frauen reden.
Sagen wir es so. Nach einem Sieg kann es vorkommen, dass die Mannschaft noch gemeinsam weggeht. Dann passiert meistens genug, was anschließend in der Sauna ausgiebig besprochen werden kann.