Dieses flaue Gefühl in der Magengegend. Urplötzlich ist es da. Und es ist ungewohnt. Unbekannt. Inmitten einer Saison, die für Elisabeth Brandau die erste Etappe auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 sein soll, ein erster Schritt, eine erste Standortbestimmung, spürt sie plötzlich, dass irgendetwas anders ist. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Ihre Leistungen, die eigentlich stabil sein sollten, schwanken. Ihr Leistungsvermögen, das kontinuierlich steigen sollte, fällt ab. Es ist unerklärlich. Sie ist verunsichert. Über Wochen und Monate hatte Elisabeth Brandau, 28, die neue Mountainbike-Saison akribisch vorbereitet. Die Form stimmte. Und die Ergebnisse der ersten Rennen bestätigten diesen Eindruck. Sie war auf einem guten Weg. Hatte ein gutes Gefühl.
Also. Was war los?
Wenn der Körper von Profisportlern plötzlich und ohne ersichtlichen Grund aus dem Gleichgewicht gerät, hat das eher selten ganz banale Gründe. Der Körper ist schließlich ihr Kapital, die eigene Gesundheit hat immer oberste Priorität. Sich gegen Krankheiten zu schützen, gewissenhaft vorzusorgen, auf Ernährung und Erholung zu achten; den eigenen Körper im Gleichgewicht zu halten, ihn zu pflegen und widerstandsfähiger zu machen, das alles ist ein bedeutender Teil des Profisports. Er erfordert Disziplin, Konsequenz, Fachwissen und auch ein feines Gespür dafür, was dem eigenen Körper hilft, ihm gut tut und was nicht. Elisabeth Brandau, deren „Race to Rio“ von Saunahersteller und Partner Röger Sauna Monat für Monat begleitet wird, sucht diesen Sommer, in dem plötzlich alles anders ist, händeringend nach einer Erklärung.
Weder ist sie verletzt.
Noch plagt sie irgendein Infekt.
Elisabeth Brandau ist schwanger.
„Ich habe zwar damit gerechnet, dass ich irgendwann schwanger werden würde, und es auch gehofft, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht“, sagt sie. Weshalb sich ihre ersten Gedanken auch nicht gleich um eine mögliche Schwangerschaft drehten, als sie nach Gründen für die plötzliche Übelkeit suchte, die offensichtlich die Ursache dafür war, dass sie ihre Leistung nicht mehr vollständig abrufen konnte. Und erst eine Routineuntersuchung förderte nach einiger Zeit dann den wahren Grund zu Tage. Schwanger. Eindeutig und zweifellos. Überrascht? „Selbstverständlich“, sagt Elisabeth Brandau, „weil man es sich wünscht, aber weil es dann doch nicht immer in die eigene Planung passt. Vielleicht wäre es in drei Jahren besser gewesen. Vielleicht auch nicht.“ Es ist nur der erste, von unzähligen Gedanken die folgen. Sie verfolgen.
Was in den kommenden Tagen über sie hereinbricht, ist ein Zustand, den Elisabeth Brandau, Teamchefin ihres eigenen EBE-Racing-Teams, als „totales Gefühlschaos“ beschreibt. Und vermutlich ist das eine maßlose Untertreibung. Es gibt unzählige Faktoren, die eine Saisonplanung, ganz gleich wie sorgfältig sie konzipiert und wie präzise sie umgesetzt ist, durcheinander wirbeln können. Und eine Schwangerschaft stand dabei ganz sicher nicht ganz oben auf ihrer Liste der „Unvorhergesehenen Unwägbarkeiten“. Elisabeth Brandau beschreibt das so: „Schwierig war, dass ich direkt nichts spüren konnte. Es ging mir nicht gut, konnte es aber nicht einordnen. Ich wäre gerne noch die Saison zu Ende gefahren. Theoretisch wäre das kein Problem gewesen, wenn nicht meine Leistung von Woche zur Woche etwa auf Grund der Hormone stetig abgefallen wäre. Und Rennen zu fahren, ohne gewinnen zu wollen – das ist einfach nicht mein Ding.“
In Vorfreude und Glück mischen sich zwangsläufig Unsicherheit und Ungewissheit. Elisabeth Brandau zieht ihre Mutter ins Vertrauen. Sie braucht jemanden aus ihrem engsten Vertrautenkreis, mit dem sie reden kann. Sie braucht jemanden, der ihr hilft, der sie versteht, während sie versucht ihre Gedanken zu ordnen und Antworten auf die Fragen zu finden, die sie sich jeden Tag wieder und immer wieder stellt. Sie spricht mit anderen Sportlerinnen, tauscht Erfahrungswerte aus. Sie will wissen, welche Perspektiven sich ihr in naher Zukunft eröffnen. Worauf sie achten muss. In diesen Gesprächen geht es um die eigene Erwartungshaltung. Es geht um das Ausloten von Möglichkeiten. Es geht darum, die richtige Balance zu finden. Profisportlerin zu sein und Mutter – das ist die große Herausforderung, die nun auf sie wartet.
In dieser Phase der Saison, in der plötzlich nichts mehr ist wie es war, spricht Elisabeth Brandau auch mit Sponsoren und Partnern. Ein wenig mulmig ist ihr vor diesen Terminen schon zumute, doch die Reaktion von Röger Sauna und Geschäftsführer Phillip Rock steht hier exemplarisch für viele andere. „Das war durchweg positiv“, beschreibt Elisabeth Brandau das Gespräch. „Ich hatte sogar das Gefühl, dass man sich mehr für mich gefreut hat, als ich das selbst konnte, weil ich es damals noch gar nicht so fassen konnte. Und dass Herr Rock selbst Vater ist, hat man sofort gemerkt, denn das Gespräch war die ganze Zeit sehr verständnisvoll und angenehm.“ Sauna und Schwangerschaft, sagen die Experten, schließen sich auch nicht aus. Im Gegenteil. “Ich sollte keine 20 Minuten in der Sauna bleiben, die ganz ganz große Hitze meiden, aber prinzipiell brauchte ich nicht viel anders machen.“
Erholung, Entspannung, Entschleunigung. Es gilt der Grundsatz: „So lange es mir gut geht, geht es auch dem Kind gut.“
Die Zeit in der Sauna, genauso wie die Zeit auf dem Fahrrad, diese Momente also, in denen Elisabeth Brandau ganz für sich ist, helfen, die Veränderungen richtig einzuordnen. Sich auf die Veränderungen einzustellen. Es sind Momente der Ruhe, sehr bewusste Momente. Die Saison von einem Tag auf den anderen Tag abzubrechen, dieser Entschluss stand niemals zur Debatte. Elisabeth Brandau spricht mit Ärzten und Trainern. Sie versucht einzuschätzen, was im Wettkampfalltag noch möglich ist und was nicht. Grundsätzliche Bedenken gab es keine, die ein sofortiges Saisonende unausweichlich gemacht hätten. Doch sie spürt natürlich, dass sie die Schwangerschaft niemals wird ausblenden können, wann immer sie auf dem Mountainbike sitzt. Nicht körperlich. Und nicht im Kopf. „Du weißt nicht, was vielleicht zu viel ist und was nicht“, sagt sie. „Und die Risikobereitschaft lässt auch nach.“ Weshalb ihre Saison letztendlich im Spätsommer endet.
Der Entschluss fällt ihr nicht leicht, aber die Argumente für den vorzeitigen Abschied vom Rennzirkus wiegen schwer genug. Und Elisabeth Brandau, die Rio 2016 weiterhin als Ziel fest im Blick hat, wäre nicht die leidenschaftliche Rennfahrerin, die sie ist, wenn sie nicht schon jetzt den Blick nach vorne richten würde. „Ich trainiere weiterhin, ich bereite meine neue Saison vor, so gut wie es eben geht“, sagt sie. Sie arbeitet viel im mentalen Bereich, aber auch konditionell und koordinativ. Und dann sagt sie noch diesen Satz, der keinen Zweifel daran lässt, dass Elisabeth Brandau schon bald wieder an alte Erfolge anknüpfen will. „Ich werde sehen, ob ich zwei Wochen nach der Geburt wieder ins Training und dann gegen Ostermontag in Schönaich oder Riva wieder ins Renngeschehen einsteigen kann. Ich muss mich am Anfang bestimmt gedulden, aber bis zum Saisonende habe ich anschließend noch genügend Zeit.“